Wenn er einen Vortrag hält, hängen die Kollegen an seinen Lippen. Howard, gespielt von Will Smith, ist so eine Art Guru der New Yorker Werbe-Branche, denn er weiß, was im Leben der Kunden zählt: “Liebe, Zeit, Tod – diese drei abstrakten Begriffe verbinden alle menschlichen Wesen auf dieser Erde. All das, was wir uns wünschen. Alles, worauf wir nicht verzichten wollen, und alles, was wir uns dann schließlich kaufen, geschieht deshalb, weil wir uns letzten Endes nach Liebe sehnen. Wir wünschen, wir hätten mehr Zeit, und wir fürchten den Tod.”

Drei Jahre später sieht man denselben Mann als Schatten seiner selbst. Er baut meterhohe Mauern aus Dominosteinen und lässt sie einstürzen. Ein sprechendes Bild für das, was ihm passiert ist: Howard hat seine sechsjährige Tochter verloren und damit all seinen Glauben und Lebenswillen. Tagelang verbarrikadiert er sich in seiner Wohnung und schreibt zornige Briefe – an die Liebe, die Zeit und den Tod. Für seine Kollegen in der Werbe-Agentur ist er gar nicht mehr ansprechbar.

Was also tun, um die Firma zu retten? Die Kollegen entwickeln einen außergewöhnlichen Plan: Sie engagieren drei Schauspieler, die Howard leibhaftig als Liebe, Zeit und Tod begegnen sollen. Tatsächlich entfaltet die Aktion therapeutische Wirkung… (© NDR)

Ich durfte “Verborgene Schönheit” in der deutschen Preview meines Kinos sehen und muss zugeben, dass meine Erwartungen nicht all zu hoch waren… Aber der tolle Cast und das Thema an sich machten mich dennoch neugierig auf den Film.

Die Idee des Films ist gut, die Umsetzung jedoch mangelhaft. Auch der fantastische Cast aus Edward Norton, Helen Mirren, Kate Wislet, Michael Peña, Keira Knightley und Naomie Harris können dies nicht wettmachen. Auch Will Smith sehe ich, hin und wieder, noch ganz gerne, obwohl die Zeit seiner besten Filme lange zurück liegt. Doch in “Verborgene Schönheit” konnte er, bei mir, schauspielerisch nicht punkten.

Das liegt sicher auch daran, dass Will Smith, als Hauptdarsteller, die erste Hälfte des Films kaum präsent ist und allgemein im Film nicht viel mehr zu tun bekommt als einen deprimierten, angestrengten Blick zu haben und eine Schnute zu ziehen. Ansonsten können die Darsteller aber alle überzeugen, vor allem Helen Mirren und Michael Peña holen das Beste aus ihren Rollen raus.

An der schauspielerischen Leistung der Darsteller liegt es sicher nicht, dass “Verborgene Schönheit” selbst in den USA an den Kinokassen gefloppt ist. Es ist viel mehr das einfache Drehbuch und die platten, oberflächlichen Dialoge, die den Film zu einem seichten Feelgood Movie machen.

Zum einen behandelt der Film das ernste Thema des frühen Kindstod und wie die zurück gebliebenen Eltern damit umgehen, zum anderen wurden andere Handlungsstränge eingebunden, wie die eigenen Probleme und Sorgen von Howards Freunden und Kollegen Whit, Simon und Claire, die von Howard und seinen Problemen allerdings nur ablenken. Während wiederum die angeheuerten Schauspieler Amy (als Liebe), Brigitte (als Tod) und Raffi (als Zeit) nach ihren bezahlten Begegnungen mit Howard nur noch als weise Seelsorger in Erscheinung treten dürfen, über die man als Menschen selbst nichts erfährt. Das hat, für mich, alles hinten und vorne nicht zusammen gepasst.

Der Kitschanteil ist erstaunlich gering und auch die plakativen, mit dem Brecheisen, eingeführten “Lebensweisheiten” störten mich kaum. Jedoch versucht der Film bei jeder dritten Szene auf die Tränendrüse zu drücken. Auch das Tränenreiche Finale konnte mich jedoch nicht zum weinen und mitfühlen animieren, weil ich einfach nie wirklich warm wurde mit den Charakteren. Weder mit Howard noch mit seinen Freunden. Und ein Drama lebt nun mal von der Anteilnahme am Schicksal seiner Protagonisten. Und das ist auch das größte Problem an “Verborgene Schönheit”.

Der Film bietet einem eine schnell erzählte, vorhersehbare Handlung ohne Überraschungen. Alle Charaktere bleiben blass und sind einem auch am Ende noch fremd. Das Hauptthema wird zu oberflächlich behandelt und der Film bietet dahingehend auch nichts neues oder eigenes.

Wer ein gelungenes Drama über frühes sterben und Abschied nehmen sehen will, sollte sich lieber “Das Schicksal ist ein mieser Verräter” anschauen.

Deutscher Titel

Verborgene Schönheit

Originaltitel

Collateral Beauty

Originalsprache

Englisch

Erschienen

2017

Laufzeit

94 Minuten

Darsteller

Will Smith, Edward Norton, Kate Winslet, Michael Peña, Helen Mirren

Regisseur

David Frankel

Genre

Drama, Romantik

FSK

ab 6 Jahren

 

2 Antwort

  1. Miss Booleana

    Aaaach das sind Schauspieler!? XD Beim Schauen des Trailers wurde das entweder nicht verraten oder ich habe nicht aufgepasst. Die Prämisse, dass einem hier die Personifikationen von Liebe und Tod begegnen, fand ich irgendwie passender und interessanter, wenn auch vermutlich ebenso kitschig.
    Ich war ganz neugierig auf deine Review, weil ich überlegt habe den Film zu schauen, aber sehr abgeschreckt wurde, weil er auf der "Hoffnungsloser Oscar-Bait"-Liste meiner Lieblings-Film-Webseite auftauchte. Und das scheint wohl auch so zu stimmen, wenn ich deine Review lese …

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    • Jolie

      Ich denke, man soll auch im Glauben gelassen werden, dass Tod, Liebe und Zeit Geister sind und keine echten Menschen. 😉 À la "Eine Weihnachtsgeschichte" (A Christmas Carol). Fantasy, Magie etc. kommen in dem Film aber nicht vor…

      "Oscar-Bait" trifft es leider wirklich ganz gut. Aber erstmal abwarten ob der Film die Academy überzeugen kann…

      Wenn du den Film sehen willst, solltest du das auch tun. 🙂 Die Geschmäcker sind nunmal verschieden und wenn man sich auf die Story einlassen kann, mit all ihren Vor- und Nachteilen, kann man bestimmt sehr gut unterhalten werden. 🙂

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