Die fünfzehnjährige Mia lebt zusammen mit ihrer alleinerziehenden Mutter Joanne und ihrer kleinen Schwester Tyler in einer sozial schwachen und heruntergekommenen Hochhaussiedlung in Essex. Da sie die Schule abgebrochen und sich mit ihrer besten und einzigen Freundin zerstritten hat, hat sie nicht viel zu tun im tristen Plattenbau. Ihre große und einzige Leidenschaft gilt dem Hip Hop Tanzen. In einer leerstehenden Wohnung übt sie jeden Tag mehrere Stunden.

Wenn sie nach Hause kommt, ist Streit vorprogrammiert. Sowohl mit ihrer schlechtgelaunten, aggressiven und vom Leben enttäuschten Mutter als auch mit ihrer frechen und aufmüpfigen kleinen Schwester. Der Umgangston zuhause als auch draußen ist lieblos und rau. Man steht sich nicht wirklich nah und lebt nur so nebeneinander her. Als Joanne Mia auf einer Sonderschule für schwererziehbare Jugendliche anmeldet, wird die eh schon angespannte Stimmung noch schlechter. Da passt es dann auch gar nicht in Mias Kram, dass eines Tages Joannes neuer Freund Connor auftaucht. Dieser ist gutaussehenden, freundlich und lebensfroh und lässt sich von Mias kratzbürstiger Art nicht ins Boxhorn jagen. Er hört ihr zu, ermutigt sie, mit dem Tanzen weiterzumachen und kümmert sich wie ein Vater um sie und Tyler. Bald schon entwickelt Mia Gefühle für ihren fürsorglichen Ersatzvater, doch ist dieser wirklich das, was er vorgibt zu sein?

Nach “Sisters’ Hood” war ich ja schon etwas skeptisch, ob ich mir in nächster Zeit noch mal einen Film über aggressive Mädchen aus englischen Problemvierteln anschauen sollte, aber letztendlich dachte ich mir, dass es nicht falsch ist, dem Film eine Chance zu geben. Wie sich herausstellte, war “Fish Tank” ganz anders als “Sisters’ Hood” – nämlich absolut überzeugend. Sowohl von der Handlung, als auch von der schauspielerischen Leistung absolut gut.

Obwohl man nicht viel von Mia weiß, schafft sie es trotzdem in kürzester Zeit, zur Sympathieträgerin zu werden. Man fühlt und leidet mit ihr mit und hofft, dass sie doch noch ihren Weg findet. Nachdem man ihre lieblose und von allem enttäuschte Mutter, ihre extrem nervige und freche Schwester und die triste Wohnsiedlung kennengelernt hat, versteht man auch recht gut, warum Mia frustriert und perspektivlos ist. Mit Connor, dem neuen Freund ihrer Mutter, ändert sich ihr Leben schlagartig. Mias wachsende Gefühle für ihn werden von Katie Jarvis sehr gut rübergebracht. Der Film zeigt mit langsamen, ernsten Tönen ein absolut authentisches Alltagsdrama, das sogar noch ein paar spannende und dramatische Wendungen bereithält. Der Film bietet wesentlich mehr, als man zunächst vermuten mag.

Als Zuschauer entwickelt man schon nach kurzer Zeit großes Interesse an Mias Leben. Schafft sie es mit Hilfe des Tanzens aus der Plattenbausiedlung auszubrechen und eine bessere Zukunft zu haben? Wird sich etwas zwischen ihr und Connor entwickeln und was empfindet er eigentlich für Mia? Und welches Geheimnis scheint er zu verbergen? Ohne zu viel zu verraten, am Ende werden alle Fragen beantwortet.

Mir hat der Film wirklich gut gefallen. Andrea Arnold hat hier eine einfache und doch liebenswerte Geschichte erschaffen, die an keiner Stelle unrealistisch oder überdreht wirkt. Dazu wurden alle Schauspieler passende zu ihren Rollen gecastet und können alle ausnahmslos überzeugen. Wer auf Dramen mit einer Mischung aus Coming of Age und Slice of life steht, ist mit “Fish Tank” bestens beraten.

Deutscher Titel

Fish Tank

Originaltitel

Fish Tank

Originalsprache

Englisch

Erschienen

2009

Laufzeit

123 Minuten

Darsteller

Katie Jarvis, Michael Fassbender, Kierston Wareing, Rebecca Griffiths, Harry Treadaway

Regisseurin

Andrea Arnold

Genre

Drama, Coming of Age, Slice of life

FSK

ab 12 Jahren

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